Streamingdienste – wer nutzt sie nicht?
Die größten Musikstreamingdienste haben über 400 Mio. Nutzer weltweit, fast jeder nutzt so einen Streamingdienst oder kennt zumindest jemanden, der einen benutzt.
Viele Streamingdienste sammeln Daten, nicht nur um den Nutzern passende Titel vorzuschlagen. Denn viele von ihnen sind deutlich mehr als nur Dienste zur Musikwiedergabe: Häufig werden Freemium-Modelle angeboten, bei denen Verwendende für die Nutzung des Diensts kein Geld zahlen, sondern angepasste Werbung zu hören bekommen und so indirekt für den Dienst zahlen. Genau dafür nutzen viele Streaming-Anbieter die gesammelten Daten.
Falls Sie ein kostenpflichtiges Abonnement eines solchen Streamingdienstes abgeschlossen haben und glauben, glimpflich davon zu kommen: Wer sagt denn, dass Sie nicht irgendwann (aus Kostengründen) wieder auf ein Freemium-Modell umsteigen und die gesammelten Daten plötzlich wieder interessant werden, um Ihnen passende Werbung zu unterbreiten? Oder was ist, wenn Ihre gesammelten Daten an dritte Werbepartner weitergegeben werden?
Eine Präsentation, in der beispielsweise der Anbieter Spotify beleuchtet wird, finden Sie hier.
In diesem Video werden die grundsätzlichen Möglichkeiten gut erklärt:
Nutzen Sie folgendes Tool, um Ihre gesammelten Daten des Streaminganbieters Spotify analysieren und visualisieren zu lassen:
Die Daten, die Sie auf der Webseite öffnen, werden vollständig in Ihrem Browser analysiert und nicht auf einen externen Server hochgeladen.
Was für Daten werden über mich gesammelt?
Viele Streaminganbieter speichern Ihren kompletten Streamingverlauf, Ihre Suchanfragen und allgemeine Zugriffsdaten wie IP-Adressen. Dadurch sind schon einige Rückschlüsse möglich, wie bspw. zu welchen Tageszeiten Sie welche Musik oder bestimmte Podcasts hören.
Aus der Menge an Daten, die ein Streaminganbeiter über alle seine Nutzer gesammelt hat, kann mithilfe von Algorithmen jeder Nutzer in verschiedene Kategorien eingeordnet werden. Häufig nennt man dies Rückschlüsse: Ein Beispiel für so einen Rückschluss ist „hat Kinder“ (weil bspw. regelmäßig zu bestimmten Tageszeiten Kindermusik gehört wird) oder „fährt ein Auto der Marke BMW“ (weil das Handy bei Wiedergabe mit einem BMW verbunden war) – dies teilt man seinem Streamingdienst nicht aktiv mit, aber dieser kann es häufig einfach über das Nutzungsverhalten herausfinden. Solche Informationen sind für Werbepartner natürlich extrem interessant.
Sicher ist auch, dass viele Streamingdienste Informationen von dritten Werbetreibenden erhalten und mit eigenen Daten zusammenführen – leider sind die meisten Anbieter diesbezüglich sehr intransparent, sodass leider nicht klar ist, von welchen Dritten diese Daten kommen und welches Ausmaß die Zusammenführung hat.
Was machen Streamingdienste alles mit diesen Daten?
Neben der Verbesserung von der automatischen Wiedergabe, den Vorschlägen von passenden neuen Künstlern oder Titeln sowie der Schaltung von personalisierter Werbung, nutzen Streamingdienste die gesammelten Daten auch für andere Dinge. Hier sind ein paar Beispiele:
- In einer Studie aus dem Jahr 2020 nutzte der Streamingdienst Spotify die Streamingverläufe und zusätzliche Persönlichkeitstests um automatisch Persönlichkeitsmerkmale der Nutzer zu bestimmen. Zu den ermittelten Merkmalen gehörten bspw. die Gewissenhaftigkeit und die emotionale Stabilität.
- In den USA meldete der Streamingdienst Spotify 2018 ein umstrittenes Patent an, bei dem es darum geht, das Handy permanent mithören zu lassen um so die aktuelle Stimmung des Nutzern herauszufinden und so passende Musik vorschlagen zu können (und wohl natürlich auch passende Werbung zu schalten). Diese Idee wurde bisher nach einiger Kontroverse nicht umgesetzt, zeigt aber sehr gut, wo es hingehen kann.
Was weiß mein Streaminganbieter über mich? Finden Sie es heraus!
Nach der Datenschutz Grundverordnung (DSGVO) der EU hat jeder das Recht, die Daten, die ein Unternehmen über einen gesammelt hat, jederzeit anzufordern. Sie können die folgende Webapp nutzen, um die Daten des Anbeiters Spotify auswerten zu lassen.
Sollten Sie die Seite erstmal anschauen wollen, so stehen dort auch Testdaten zur Verfügung – diese Daten sind zwar anonymisiert, jedoch stammen diese von einem echten Nutzer, welcher besonders aussagekräftige Daten über sich erhalten hat.
Nutzen Sie folgendes Tool, um Ihre gesammelten Daten des Streaminganbieters Spotify analysieren und visualisieren zu lassen:
Die Daten, die Sie auf der Webseite öffnen, werden vollständig in Ihrem Browser analysiert und nicht auf einen externen Server hochgeladen.
Wie kann ich mich schützen?
Sie haben einige Möglichkeiten Tracking durch passende Profileinstellungen zu beschränken. Viele Anbieter bieten dort verschiedene Optionen an, was alles umgestellt werden kann. Hier finden Sie eine kurze Anleitung für den Anbieter Spotify:
- Facebookdaten nicht verarbeiten: In den Datenschutzeinstellungen Ihres Profils sollten Sie die Option „Meine Facebook-Daten verarbeiten“ deaktivieren.
- Individuelle Werbeinhalte deaktivieren: Auf derselben Seite sollten Sie die Option „Meine personenbezogenen Daten für individuell angepasste Werbung verarbeiten“ deaktivieren.
- Weniger Daten mit Fremden teilen: In den Spotify-Apps sollten Sie im Einstellungsmenü unter „Social“ ein paar Einstellungen finden: Wir empfehlen die Einstellungen „Höraktivität“ und „Kürzlich gehörte Künstler*innen“ zu deaktivieren.
- Cookies in der Desktop-App deaktivieren: In der Desktop-App im Einstellungsmenü finden Sie ganz unten einen Bereich „Datenschutz“. Aktivieren Sie diese Einstellung, um Cookies in der App zu deaktivieren und starten Sie anschließend die Spotify-App neu.